10. März 2020
- AvD gibt Tipps für den Start in
die neue Saison
- Unerlässlich: Probefahrt mit
Funktionsprüfungen
- Aufwändigen Arbeiten besser an Fachwerkstätten
vergeben
Der Start in die neue Oldtimer- und Cabrio-Saison
steht vor der Tür: Wenn schon bald die ersten schönen Sonnentage und milde
Temperaturen locken, dann gibt es für die Autofreunde und ihre automobilen
Schätze kein Halten mehr. Doch nach der längeren Standzeit während der
Wintermonate, sollte die Fahrzeugtechnik gründlich gecheckt werden, bevor es
auf die erste Ausfahrt geht. Der Automobilclub von Deutschland (AvD) gibt Tipps,
wie die erste Ausfahrt nicht zum Pannenfall wird.
Es fängt mit einer guten Planung an
Bevor man seinem automobilen Schatz zu Leibe rückt,
ist eine gründliche Bestandsaufnahme in Form einer Sichtprüfung angeraten: Wie
sehen die Bremsen aus? Gibt es Undichtigkeiten? Sind Leitungen und Schläuche
okay? Was macht die Batterie? Zeigt die Karosserie Schadstellen? Wie ist es um
Zustand und Alter der Bereifung bestellt? Da gerade bei klassischen Autos
eigentlich immer etwas zu finden ist, sollten die anzugehenden Punkte
schriftlich auf einer Liste festgehalten und anschließend priorisiert werden.
Die für den Betrieb und die Fahrsicherheit unerlässlichen Mängel erhalten die
höchste Wichtigkeit, Maßnahmen zur Verbesserung von Optik und Zustand rangieren
entsprechend nachgeordnet.
Kontrolle von
Betriebsflüssigkeit und Schmierstoffen
Alles beginnt mit der Prüfung der Betriebsflüssigkeiten
und Schmierstoffe. Ist der Füllstand ausreichend? Wie ist der Zustand? Bei
Automatikfahrzeugen ist zudem eine Kontrolle des Getriebeöls angeraten. In
jedem Fall gilt: Bei dunkler Verfärbung oder starkem Geruch lieber den entsprechende
Betriebsstoff ersetzen, denn die akkurate Kontrolle reduziert mittelfristig den
Verschleiß und beugt größeren Garagenaufenthalten während der Saison vor.
Stand der Klassiker länger als sechs Monate still,
ist ohnehin ein Ölwechsel sinnvoll, weil das Öl dann mit Kondenswasser und
durch abgelöste Partikel verunreinigt sein kann. Dabei auch den Ölfilter nicht
vergessen. Das Alter des Fahrzeugs bestimmt die Wahl der richtigen Öl-Sorte. Vor
1960 enthielten Motoröle kaum nennenswerte Reinigungsstoffe (Dispergier- und
Detergiervermögen). Zehn Jahre später, also ab 1970, wurden bereits
entsprechende Substanzen zugemischt, allerdings in deutlich geringerem Maße als
heute. Hat das eigene Fahrzeug einen älteren, nicht aufgearbeiteten Motor sind
deshalb oft Ablagerungen vorhanden, die von modernen Ölen mit hoher
Reinigungswirkung abgelöst werden. Gelangen diese Partikel dann in den
Schmierfilm, besteht die akute Gefahr eines Motorschadens.
Einbereichsöle für Klassiker die erste Wahl
Aber auch ältere Motoren, die keine Ablagerungen
aufweisen, sollten nicht mit modernen, sehr dünnflüssigen Mehrbereichsölen arbeiten
müssen. Denn da ihre mechanischen Teile in der Regel deutlich größere
Toleranzen aufweisen, als bei aktuellen Motoren üblich, kann es dann zu einem
Schmierfilmabriss kommen. Ein Motorschaden wäre die unweigerliche Folge. Daher
sind Einbereichsöle sind für klassische Automobile unbedingt die bessere Wahl.
Besondere Aufmerksamkeit sollte der
Bremsflüssigkeit gewidmet werden. Diese ist bekanntlich hygroskopisch, also
wasseranziehend. So kann sich allein schon durch die Luftfeuchtigkeit der in
der Bremsflüssigkeit gelöste Wasseranteil in einem Umfang erhöhen, dass deren
Betriebssicherheit nicht mehr gegeben ist. Wer für die Zustandsprüfung der
Bremsflüssigkeit nicht extra in eine Werkstatt fahren will, bekommt im Internet
eine eigene Prüfspindel. Wenn es während der Wintermonate zu einem Verlust an
Bremsflüssigkeit gekommen ist, ist Gefahr in Verzug: Eine penible Kontrolle des
gesamten Bremssystems einschließlich aller Leitungen ist dringend angeraten, um
mögliche Leckagen ausfindig zu machen. Und weil die Bremsen ein ganz zentrales
Sicherheitsfeature eine jeden Fahrzeugs sind, sollten Bremssättel und Beläge zum
Saisonstart zumindest einer Sichtkontrolle unterzogen werden. Die Behebung
eventueller Auffälligkeiten gehört ganz nach oben auf die Prioritätenliste.
Kühlwasser, Servolenkung und Schmiernippel nicht vergessen
Jetzt geht es ans Kühlwasser, das nach einer
Kontrolle des Füllstands gegebenenfalls aufzufüllen ist. Frostschutzmittel ist nicht
nur für das thermische Wohlbefinden des Motors von zentraler Bedeutung, sondern
wirkt auch gegen Korrosion. Beim Nachfüllen ist darauf zu achten, dass der Ausgleichsbehälter
nur bis zur entsprechenden Markierung – oder wenn die fehlt – allenfalls bis
zur Hälfte gefüllt wird, da der Behälter im Fahrbetrieb unter Druck gesetzt
wird und ein zu hoher Füllstand zu Schäden führen kann.
Die Servolenkung ist auch bei etlichen Young- und
einigen Oldtimermodellen ein gängiges Ausstattungsmerkmal. Auch hier sollte die
Hydraulikflüssigkeit und vor allem die Servopumpe vor der ersten Ausfahrt kontrolliert
werden. Bei den meisten älteren Fahrzeugen mit dezentraler Schmierung gilt es
nun den vorhandenen Schmiernippeln, etwa an Antriebswelle, Gelenken oder Lagern
mit der Fettpresse zu Leibe zu rücken. Dabei unbedingt die Schmierpläne des
Herstellers beachten. Und nicht vergessen auch die Schlösser und Scharniere
sowie die Laufschienen von Schiebedächern zu ölen oder zu fetten.
Am Motor selbst die Stecker der Zündkerzen abziehen
und die Kerzen herausschrauben, um sie auf Schmutz (Verkokung) oder Rost zu
prüfen. Verrußte Kontakte lassen sich vorsichtig mit einer feinen Drahtbürste
reinigen, während Fühllehren für die Überprüfung des Diodenabstands unerlässlich
sind. Ummantelungen und Befestigungen von Kabeln und Kabelbaum einer genauen
Sichtprüfung unterziehen. Sind Defekte erkennbar, empfiehlt der AvD, mit dem
Austausch eine Fachwerkstatt zu beauftragen. Wer sich nicht zu den absolut
versierten Bastlern zählt, der sollte Einstellungsarbeiten an Motorlauf,
Vergaser und Zündung ohnehin durch die Werkstattprofis durchführen lassen.
Beleuchtung
und Elektrik des Fahrzeuges
Der Beleuchtung ist gerade bei Oldtimern erhöhte Aufmerksamkeit
zu widmen. Hier geht es weniger darum selber zu sehen, sondern vielmehr ums
„gesehen werden“. Denn im Vergleich zu den Lichtsystemen moderner Autos ist die
Strahlkraft von Oldtimer-Scheinwerfern und –Rückstrahlern geradezu funzelig und
der Ausfall eines Beleuchtungselements verschlechtert die Sichtbarkeit des
Klassikers überproportional. Daher bitte am besten vor jeder Ausfahrt die
Lichtanlage prüfen. Scheinwerfergläser auf Sprünge und blinde Stellen untersuchen.
Die Halterungen und Dichtungen des Scheinwerferkörpers checken. Auch Heizung
bzw. die Lüftung nicht unbeachtet lassen, sondern auf Funktion prüfen, sorgen
sie doch für gute Sicht aber auch für Behaglichkeit.
Reifen
immer kontrollieren
Ein ganz zentraler Punkt des Fahrzeugchecks zum
Saisonstart sind die Reifen. „Standplatten“ bei langem Stehen im Winterquartier
können bei zu geringem Luftdruck leicht durch das Fahrzeuggewicht entstehen. Ob
ein Austausch erforderlich ist, klärt sich bei einer Probefahrt, für die
zunächst der Reifenluftdruck auf den Maximalwert gebracht werden sollte. Bleibt
auch nach einigen Kilometern das holprige Fahrgefühl erhalten, sind neue Pneus fällig.
Zusätzlich gilt es das Reifenprofil auf Beschädigungen zu kontrollieren. Die
geringeren Fahrleistungen von Oldtimern sorgen hingegen dafür, dass Reifenverschleiß
kaum ein Thema ist. Das deutlich größere Problem ist der unvermeidliche
Alterungsprozess des Gummis. Wenn der Reifengummi aushärtet büßt er an Haftkraft
ein, was speziell bei feuchter Fahrbahn zu einem spürbaren Verlust an
Seitenführung und erheblich längeren Bremswegen führt. Alle sieben bis spätestens
zehn Jahre ist deshalb rundum eine neue Bereifung fällig, auch wenn die Pneus noch
„gut“ aussehen.
Historische Fahrzeuge sind oft mit heute nicht mehr
gängigen Reifensorten, wie etwa Diagonalreifen oder mit nicht mehr gängigen
Reifengrößen unterwegs. Der Reifenkauf kann somit zur Herausforderung werden.
Es gibt jedoch Hersteller, die Sonderserien mit neuer Konstruktion, aber
klassischer Optik in entsprechenden Größen auflegen. Diese Pneus sind allerdings
zumeist teurer als moderne Standardreifen.
Ist der Klassiker mit Weißwandreifen ausgestattet,
helfen bei der Reinigung nicht zu grobe Topfreinigungskissen, Neutralseife oder
eine Reinigungsmilch fürs Baden. Bei hartnäckigem Schmutz vorsichtig nasses Schleifpapier
mit 180er Körnung verwenden.
Unbedingt
Probefahrten einplanen
Sind alle Arbeiten erledigt, folgt die Probefahrt. Die
hilft nicht nur eventuelle versteckte Mängel zu entdecken, sondern auch, sich
langsam wieder an die Fahreigenschaften des automobilen Klassikers zu gewöhnen.
Wichtiger Punkt: Den Geradeauslauf testen. Läuft das Auto aus der Spur und
erfordert permanente Lenkkorrekturen, sollte ein Fachmann das Fahrwerk überprüfen.
Das gilt ebenso bei verzögerten Reaktionen auf Lenkbewegungen. Bremst das
Fahrzeug ungleichmäßig und bewegt sich aus der Spur, sind Arbeiten an den Bremsen
erforderlich. Dabei auch die Handbremse nicht vergessen, denn durch Temperaturschwankungen
während der Standzeiten kann sich der Bremszug längen. Das Nachstellen des Hebelwegs
oder der Austausch des Zugs schafft Abhilfe.
AvD – Die Mobilitätsexperten seit 120 Jahren
Als traditionsreichste automobile
Vereinigung in Deutschland bündelt und vertritt der AvD seit 1899 die
Interessen der Autofahrer. Mit seiner breiten Palette an Services wie der
weltweiten Pannenhilfe, einschließlich einer eigenen Notrufzentrale im Haus,
weltweitem Auto- und Reiseschutz, Fahrertrainings und attraktiven Events
unterstützt der AvD die Mobilität seiner Mitglieder und fördert die allgemeine
Verkehrssicherheit. Das Gründungsmitglied des Automobilweltverbandes FIA
betreut seine rund 1,4 Millionen Mitglieder und Kunden ebenso persönlich wie
individuell in allen Bereichen der Mobilität und steht für Leidenschaft rund
ums Auto.
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